
Regierungsbezirk Mittelfranken
Nürnberg (Stadt)
Nürnberg
des Zweiten Weltkrieges solche Bereiche als Traditioninseln von hoher Denkmaldichte zu
bezeichnen.
Die Bucherstraße hält sich, als alter Weg von Nürnberg über Thon und Buch nach
Erlangen führend, nicht an das strenge Rastersystem, sondern erinnert mit der
unregelmäßigen Abweichung an diese historische Grundlage. Sie bildet zugleich die
Grenze der beiden Stadtteile, so dass ihre östliche Bebauung zu den Gärten hinter der
Veste gehört, ihre westliche zu Sankt Johannis. Das in der Straßenflucht eingebundene
älteste Haus, ein Bau der Siebziger Jahre des 19. Jh., gehört zu der frühesten
Mietsbebauung dieses Bereichs und zeigt, wie alle späteren systematisierten
Planungsversuche mit den historischen unregelmäßigen Vorraussetzungen arbeiten
mussten.
An allen Straßen des Ensemblebereiches ist diese späthistoristische Mietsbebauung für
die bürgerlichen Oberschichten errichtet worden, wenn man auch ansteigende
Wohnqualitäten und Luxusbedürfnisse von der Arndtstraße zur Wielandstraße und
schließlich zur Bucherstraße ablesen kann. Dies spiegelt sich in den zunehmenden
Straßenbreiten, so ist die Arndtstraße besonders eng und dicht bebaut, während Jagd- und
Wielandstraße bereits weiter sind und die Bucher Straße die größte Weite gewinnt und
auch mit Bäumen bepflanzt ist. Dementsprechend nimmt die architektonische
Ausgestaltung an Reichtum zu, eine Steigerung bis zur Buchnerstraße mit den außerdem
höchsten Gebäuden. Zur Illustrierung dieser Beobachtung kann ein Hinweis auf den
Katalog der Lebensgeschichten von Nürnberger Bürgern des 19.-20. Jh. dienen, wo ein
Umzug eines Rechtrates von der Arndtstraße in die Wielandstraße erwähnt ist, als die
Notwendigkeit für und der Anspruch auf eine größere und bessere Wohnung entstanden
war.
Die drei genannten parallelen Straßenzüge westlich der Bucher Straße, also im Stadtteil
Sankt Johannis, sind weitgehend geschlossen bebaut mit meist dreigeschossigen
Mietshäusern. Die historische Gestaltung ist mehr oder weniger als Neurenaissance bzw.
Neubarock zu bezeichnen, wobei auch manieristische Formelemente vorkommen können.
Charakteristisch für die Bebauung dieses Bereiches ist, dass weniger die sog. Neu-
Nürnberger- Stilhaltung zur Anwendung kam, als eine nicht ortsgeschichtlich
historisierend ausgerichtete Gestaltung mit relativ kubischen Baublöcken und steilem
Mansarddach. Die Fassaden der Arndtstraße, die um 1890 gebaut worden sind, sind
darüber hinaus vielfach in Rohziegelsteinbauweise mit Hausteingliederung gehalten und
nicht mit den viel üblicheren Sandsteinfassaden mit gotisierenden Elementen. Doch zeigt
die gleichzeitig bebaute Wielandstraße, von der zwei Straßenabschnitte zu Ensemble
gehören, stärker barockisierende Elemente und vorherrschend Sandsteinfassaden. Für die
Bebauung einer solchen Alt- Nürnberger-Gartenvorstadt ist bezeichnend, dass
Unterbrechungen der geschlossenen Mietshausbebauung zum Beispiel durch eine Villa
möglich sind. Diese erinnert dann an die Tradition der alten Gärten, wo der Fabrikbesitzer
oder Fabrikdirektor in der Nähe seiner Fabrik und doch im Grünen wohnen konnte. Hier
ist beispielsweise die sehr stattliche Villa Wielandstraße 27 zu nennen, ein Neubau von
1913, der einen malerischen Villenbau von 1886 ersetzte und daher auch Auskunft über
die kontinuierliche von Mode und gewachsenen Bedürfnissen abhängige Fortschreibung
der Stadt gibt.
Die Bebauung der Bucher Straße unterscheidet sich durch die repräsentativere und höhere
Bebauung von den anstoßenden Straßenzügen. Hier stehen die reich ausgebildeten
Mietshäuser der Jahrhundertwende, die im charakteristischen Neu-Nürnberger-Stil mit
Stand 09.05.2015© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Seite 2
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